Oder - eine Überraschung kommt selten allein!
Schon der Dalai Lama soll es für mental gesund gehalten haben, einmal im Jahr an einen Ort zu fahren, an dem man noch nie war.
Diesen Rat beherzigen wir immer wieder gerne und in diesem Urlaub sind es sogar zwei vollkommen neue Orte, besser noch: Drei neue Länder! Denn um nach Irland zu kommen, fahren wir mit dem Wohnmobil über England und kommen später auch durch Nordirland. Für England zwischen unseren beiden Fährfahrten haben wir 2 Tage eingeplant, mit einem Zwischenziel: Cotswold - ausgesucht nach Google Bilder Suche - und in der Nähe eines routenstrategisch gut gewählten Campingplatzes. Adressen sind notiert.
Eigentlich ein Verfechter guter Planung, fällt ebendiese wegen Zeitmangels aus. Außer der Route und den Etappenzielen, um rechtzeitig wieder an der Rückfähre zu stehen, gibt es keine Planung. Diesen Umstand bereue ich genau in dem Moment, als ich unserem Navi folgende Adresse verständlich machen möchte: B4063, Cheltenham GS51 OSS Vereinigtes Königreich. Straße? PLZ? Und warum Cheltenham, wir wollen doch nach Gloucester? Grob stimmt die ausgesuchte Adresse mit der Strecke überein, also erst einmal losfahren. Da wir, wie schon fast befürchtet, auf einem Supermarktparkplatz landen, suchen wir uns einen POI in der Nähe. Siehe da: Dieser Ort hat nun rein gar nichts mit den gesehenen Google Bildern zu tun, aber er ist schön, lebhaft und interessant. Wir sind zufrieden. Insgeheim schwöre ich mir jedoch, niemals mehr unvorbereitet loszufahren.
Spaäter zu Hause am Schreibtisch erscheint alles ganz einfach: Auf der Landkarte erkennt man B4063 als die Straße. Die Buchstaben- und Straßenkombination ist ein Postcode, der genau ein einzelnes Haus bezeichnen kann: Die Postcode-Area wird nach dem Hauptort des Postcode-Gebietes benannt, in diesem Fall also Cheltenham. Dieses Gebiet wird immer weiter unterteilt in Distrikt, Sektor und Einheit, so dass am Ende GS 51 OSS ein ganz bestimmtes Haus oder einen ganz bestimmten Platz bezeichnet in GS = Gloucester. Ebenfalls später erklärt sich, dass unser Cotswold so ganz anders aussieht. Cotswolds ist kein bestimmter Ort, sondern eine hügelige Region, die durch sechs Grafschaften verläuft!
Am Ende landen wir in Bourton-on-the-water und sind sehr überrascht über den Trubel, der uns dort erwartet. Alte Häuser, Wasser mit pitoresken Brücken, viele Engländer, die ja gerade Urlaub haben und viel nette Gastronomie, ein richtiger "Auszeitort". Das Eis dort hat einfach ganz fantastisch geschmeckt!
Die vorgenannte, detektivisch untersuchte Adresse gehört übrigens dem Briarfields Hotel & Touring Caravan Park. Dort wurden wir sehr freundlich aufgenommen. Der Platz ist perfekt durchdacht bis zu einem Bewegungsmelder, der Licht bei Entsorgung spendet, sollte diese einmal in der Dunkelheit erledigt werden müssen. Die Entsorgung an sich ist einfach und sauber geregelt. Frisch- und Abwasser sind gut sichtbar voneinander getrennt. Nette Einzelheiten wie ein Kräuterbeet, an welchem man sich zum Kochen bedienen kann. Alles ist wirklich sauber und ordentlich. Für diesem Platz gibt es eine unbedingte Empfehlung von uns!
und in Dover fühlen wir uns schon ein wenig zu Hause. Aber dieser Start gestaltete sich etwas holprig. Die Rumtreiber also auf dem Weg nach Schottland.
Ihr kennt doch alle dieses Gefühl: Die Route steht, die Sachen gepackt, der Stress ist noch da, aber allmählich gewinnt die Vorfreude die Überhand und dann der große Moment, wenn es losgeht. Unbezahlbar - oder?! Voller Vorfreude starten wir Richtung Dünnkirchen, tanken, lassen das bepackte Womo vorsichtshalber noch wiegen und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden! Nun aber nichts wie auf die Autobahn - nein doch noch nicht, die Bankkarte blieb zu Hause liegen, ein sehr kleines, aber weitreichendes Detail. Das tut weh, noch einmal zurück in die falsche Richtung! Und dann, endlich fahren wir km über km, hören Musik, singen mit, - falsche Töne gibt es heute nicht - und nähern uns Dünnkirchen, wo heute noch die Fähre nach Dover gehen soll.
Im Vorjahr haben wir in Dover von Irland kommend im Cullins Yard unglaublich gut gegessen und das würden wir gerne wiederholen, allerdings gibt es dort ab 10 Uhr nichts mehr. Aber siehe da, das Glück ist auf unserer Seite und wir schaffen es exakt zur Abfahrt der früheren Fähre und werden mitgenommen. Ohne Wartezeit einfach durchgefahren, wenn das kein guter Anfang ist! So kommt es, dass wir bereits am ersten Urlaubsabend super gut essen, das erste Guiness trinken und äußert zufrieden, pappsatt und bester Laune am Fährhafen übernachten.
Den nächsten Morgen verbringen wir ausnahmsweise mit einem Kaffee im Bett, um dieses Anfangsgefühl, dieses - die nächsten Wochen sind nur für uns und sie liegen noch v o r uns, zu feiern. Während wir so aus dem Fenster schauen, einem Touristenschiff beim Anlegen zusehen, kommt auch die Sonne durch und trocknet die Straßen und wir fahren Richtung A1, und staunen wieder über die bereits hier so schöne Landschaft in England. In Boroughbridge machen wir unseren ersten Stop zur Übernachtung. Um den Campingplatz herum gibt es leider nichts weiter, um sich die Beine zu vertreten, aber der Platz selbst ist sauber, gepflegt, die Plätze groß und die Menschen freundlich. Wieder einmal, wie bereits im Vorjahr sind wir hier Aliens, außer uns nur Engländer, keine anderen Nationalitäten. Davon sprechen uns aber fast alle an und fragen, woher wir kommen und suchen das Gespräch. Die Sonne scheint, wir fühlen uns superwohl.
Am Mittag der zweiten Etappe sehen wir bereits die Schottlandfahnen, so blau wie der Himmel. Wir sind überglücklich, dass uns Schottland mit bestem Wetter begrüßt, nachdem die Vorhersage seit Wochen sehr schlecht aussah. Ein überaus gelungener Start und ganz viel Neugierde unsererseits, was uns in diesem Land erwartet! Wenn Ihr es auch wissen wollt, schaut wieder rein! Oidhche mhath!
Hier der Link zu Cullins Yard, dass wir aus ganzem Herzen empfehlen können: www.cullinsyard.co.uk
Und der Link zum Campingplatz: www.campingandcaravanningclub.co.uk_boroughside