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Irland und seine lieben Einwohner

Wenn man mit dem Wohnmobil nach Irland reist, muss man eine sehr lange Überfahrt in Kauf nehmen oder einmal quer durch England fahren. Da wir lieber fahren als schippern, haben wir die zweite Variante gewählt. Unsere Irlandrundreise war mit dem Wohnmobil nicht immer einfach. Bei den engen Straßen wünschte man sich doch oft, mit dem Van unterwegs zu sein, statt mit einem Sunlight. Über frisch geteerte Straßen, Brombeerhecken, nicht für große Fahrzeuge geeignet, zu unendliche einspurige Wege und gesperrte Parkplätze war alles dabei. Was aber alles wett machte und für uns Irland erst richtig erinnerungswürdig machten, waren die unsagbar freundlichen Bewohner.

Ein irisches Gespräch

Aufgrund eines Regentages, an dem wir die schöne Landschaft nicht genießen konnten, sind einmal ein gutes Stück auf der Tour zurückgefahren und haben dadurch 2 Mal auf den Camingplatz in Castlebar übernachtet. Der Herr an der Rezeption kannte uns allerdings noch nicht. Wir fragen also nach einem Platz für eine Nacht. Ich erzähle ihm, dass wir die vorherige Nacht schon hier verbracht haben, worauf er ganz verdutzt fragt, warum denn? Alles in Ordnung bei Euch? Wir: Ja klar, wir haben uns nur den Fjord noch einmal ohne Regen angeschaut. Und da war er ganz bei uns. Very nice, isn't it? Wisst Ihr was, ich gebe euch einen Discount, da ihr ja schon zum zweiten Mal kommt. Und so kommen wir ins Gespräch und er gibt uns eine Karte des Wild Atlantik Way und zeigt uns, welche schönen Orte vor uns liegen. Bis dahin konnte ich ihm ganz gut folgen, aber dann zeigt er auf einen Ort und nuschelt ganz schnell "there ist double b bate. ....." Ich schaue ihn ganz verständnislos an, um anzuzeigen, dass ich - German - sein schnelles Englisch nicht verstanden habe. Seine offenbar ernste Anwort: Oh my Godness, improve your knowledge!!!

Das brachte meine Synapsen so in Schwung, dass ich den dritten Anlauf als W. Yates identifizieren konnte und sagte, Oh, the poetrichen! Ja genau, dort solltet ihr halten und dort und dort und dort auch, alles very nice! Als ich ihm bestätige, dass wir das alles eingeplant haben, strahlt er und meint "Oh guys you light up my heart!" Ihr müsst Euch einen richtgen Witzbold vorstellen, der aber alles ernst und mit einem Lächeln rüberbringt. Wo wir gerade so schön im Gespräch sind, hätten wir gerne noch die Bestätigung, dass das Wetter dann morgen besser wird. Unser Witzbold: No, here in the west everything is possible; Rain, Snow, Sun..." S N O W? Of course! Me: But I think, the forecast says, it will be better tomorrow. N o - he said. Me: I believe it will be better! He: No! You are in the West! Lachend verabschieden wir uns. Auch wir stellen dann fest: He lit up our hearts! Und so kam es, dass wir heute keinen Schnee hatten, aber oft Regen und ebenso oft Sonne und jede Menge Wind. Und es wurde unser bisher schönster Tag hier in Irland. Wir sind angekommen und Irland ist in unseren Herzen angekommen!


Nicht alles glänzt, was Gold ist

Heute möchte ich es langsam angehen lassen und am liebsten eine Geschichte erzählen, nur - welche Geschichte haben wir denn noch erlebt und nicht erzählt?

Da müssen noch so viel mehr sein, aber oft bleiben nur winzige Fragmente hängen und es braucht Zeit und Muße, sich die Puzzleteile wieder an die richtigen Stellen zu legen, gemeinsam weitere Bruchstücke zu erarbeiten, um sich dann über die wiederkehrenden Bilder zu freuen.

So war es auch zu einem Stellplatz in Irland mit dieser schönen Aussicht oben im Foto und dem hochtrabenden Namen: Camping Killybegs Holiday Park. Campingplätze mit Holiday Park im Namen sind in der Regel dazu angetan, nicht von uns ausgewählt zu werden. Hier gab es jedoch einen vielversprechenden Text auf der Homepage desselben:

"Described as ‘The World’s best kept secret’ by ‘The Lonely Planet’, and located on an amazing elevated site with stunning panoramic views, makes Killybegs Holiday Park the most idyllic stop-over spot to discover the Wild Atlantic Way." Diese Beschreibung war natürlich ausreichend, um sie nicht zu ignorieren und es auf unsere Reiseplanung zu schaffen.

An die schöne Aussicht haben wir uns immer erinnert, aber das Drum-Herum mussten wir uns erst wieder erarbeiten, es war nämlich nicht dazu angetan, sich gerne zu erinnern. Nach einem langen Fahrtag waren wir müde und näherten uns besagtem Platz. Auf dem letzten Kilometer führte uns das Navi durch ein Industriegebiet, vorbei an einer Müllhalde, was der Vorfreude erheblichen Abbruch tat, mehr noch, uns doch sehr daran zweifeln ließ, dass wir hier richtig sind. Wir hatten keine Lust mehr, etwas Neues suchen zu müssen und nur dieser aufreibende Gedanke brachte uns dazu, weiter zum Ziel zu fahren. Die sicherlich an die 3 m hohen Zäune um ein nicht einsehbares Gelände, waren auch nicht dazu angetan, uns zu beruhigen. Statt vor einer Rezeption, standen wir dann vor einem verschlossenen Tor und überlegten gerade, ob wir doch weiterfahren sollten, als jemand zu uns kam und fragte, ob wir übernachten möchten. Wir haben dann mal ja gesagt und der Herr ließ uns rein, obwohl er gerade Feierabend machte. Okay, für eine Nacht wird's schon gehen. Mit dem Ratschlag, auf die mittlere der drei Terrassen zu fahren, wurden wir reingelassen und ergaben uns in unser nun unvermeidliches Schicksal. Das Tor wurde natürlich wieder geschlossen....

Der Weg durch die drei Terrassen war steil, sehr steil, so steil, dass man bei Regen gefangen wäre und nicht wieder hoch fahren könnte. Doch der unwiderstehliche Drang zum Wasser, in diesem Fall das Meer, lockte uns dennoch ganz runter, wo wir in Gesellschaft von vier weiteren Fahrzeugen einen Platz für die Nacht einnahmen. Eines der Fahrzeuge war ganz sicher nicht zum Reisen, sondern zum Wohnen dort, ein kurzer Anblick des Insassen schwor blitzartige Tatort-Szenen in unseren Köpfen herauf. Der Platz selbst hingegen war alles in allem nicht so schlimm, wie erwartet, aber eine gewisse Grundskepsis veranlasste uns, das Außenlicht in dieser Nacht anzulassen. Es war inzwischen dunkel, wir waren froh, einen ruhigen Platz gefunden zu haben, das Essen zuzubereiten und einen weiteren heimeligen Abend in unseren vier Wänden zu verbringen.

Nach einer entspannten und ereignislosen Nacht kommt am Morgen, nach dem zuletzt trüben Wetter, zögerlich die Sonne raus und wir staunen nicht schlecht, als wir die Rollos hochziehen. Ungewaschen und ungekämmt geht es raus, um Fotos zu machen. Eine Aussicht wie im Bilderbuch, Lichtverhältnisse von ganz dunkel bis ganz hell, satte Farben, die Landschaft einer naiven Malerei, nicht nur unerwartet, sondern vollkommen unwirklich.

Haben wir uns gestern also doch richtig entschieden und ja, irgendwie stimmt der Text auf der Homepage ja doch. Nach einem ausgiebigen Frühstück, geduscht und gekämmt, wage ich mich doch noch einmal länger raus, es lohnt sich immer noch, Fotos zu schießen. Hier und heute lässt sich sehr gut nachvollziehen, dass die Iren ihre Insel auch "Emerald Island", die Smaragdinsel nennen und dass es einen solch klingenden Namen braucht, um annähernd auszudrücken, was gemeint ist.

Gespräch mit Folgen

Ein Nachbar, ein Ire schaut mich an und fragt mit glänzenden Augen, stolz und mit liebevollem Ton: It's nice here, isn't it? Ja, sage ich voller Überzeugung, es sieht aus, wie gemalt. Im Laufe des Gespräches, zu dem Sascha hinzukommt und uns Frau und Tochter vorgestellt werden, erhalten wir noch viele Tipps, was wir unbedingt noch sehen sollten. Wir unterhalten uns über das Gälische und über Whiskey, das 'uisce beatha', das 'Wasser des Lebens'. Über alles, was wichtig ist also. Auf die Frage, ob wir schon eine Destillerie besucht haben, antworten wir wahrheitsgemäß ja, Jameson.

Noooo, that's not Whiskey, you can use is perhaps for longdrinks, but not to drink Whiskey! Wir sollten unbedingt nach Bushmills fahren, Bushmills wäre der beste irische Whiskey, wobei natürlich irischer Whiskey, überhaupt der beste Whisky ist. Nach sicher fast einer Stunde Gespräch machen wir uns an die Weiterfahrt. Wir mussten ja noch Londonderry besuchen, wie wir in Lough Lannagh, Castlebar versprochen hatten und zum Ende der Reise blieb uns auch gar nicht mehr viel Zeit. Wir dachten schon, wir wären längst zu weit gefahren, und nahmen das auch in Kauf, als ich noch so gerade eben ein Hinweisschild sehe und natürlich sind wir dann doch der Empfehlung nachgegangen.

Die Folgen dieses wegweisenden Gespräches kennen einige von Euch: Unsere Hingabe zum Whiskey, die drei Flaschen Bushmills im Vorrat, die zum Ende eines jeden für Freunde bereiteten Mahls rausgeholt werden, die Erinnerung an eine ganz wunderbare Destillerie-Führung und zuletzt die schönen Erinnerungen und Geschichten. Und Sascha kann sich heute noch köstlich darüber amüsieren, wie es sich in irisch angehört hat 'my daughter Kathie' vorzustellen.

Manchmal muss man es einfach nehmen, wie es kommt, man weiß nie, was daraus werden kann! In diesem Sinne: Sláinte mhaith! Und lasst es langsam angehen!


Mögen Zeichen an der Straße deines Lebens sein, die dir sagen, wohin du auf dem Wege bist.

Mögest du die Kraft haben, die Richtung zu ändern, wenn du die alte Straße nicht mehr gehen kannst.