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"Wer als Erster über unser Kabel fährt, wird erschossen!

Urlaubsbekanntschaften schließen
wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs ist, ist Kontakte knüpfen zwangsläufig anders, als bei Schiffsreisen oder Hotelaufenthalten. Im Hotel oder auf dem Schiff kann man sich erst einmal beobachten, abwägen, ob man zueinander passt und sich dann annähern oder aus dem Weg gehen. Dort entstehen Freundschaften, die im besten Fall über die Reise hinaus anhalten.

Anders ist es, wenn man mit dem Wohnmobil in Norwegen jeden Tag an einem anderen Ort ankommt. Da ist es schon Zufall, wenn man eine ähnliche Stecke fährt, einen annähernd gleichen Rhythmus in den Etappen hat und sich in der Menge der Wohnmobile auch noch wiedererkennt. Wir hatten im August/September 2017 eine solche Begegnung und haben uns noch oft darüber unterhalten und uns ehrlich gesagt, geärgert, dass wir nicht etwas mutiger waren und Adressen ausgetauscht hatten.

Es begann auf den Vesteralen auf dem Andenes Campingplatz. Wir fuhren ein durchschnittliches Wohnmobil, fielen aber sicher durch die entschlossene Art des Fahrers auf, der uns direkt auf der Düne parkte. Unsere Aussicht auf den Strand und den Sonnenuntergang bescherte uns damit einen der schönsten Abende unseres Urlaubes. Bei unserer nächsten Übernachtung auf den Vesteralen fiel mir zum ersten Mal das BiMobil mit Münchner Kennzeichen in unserer Nähe auf. Liebe Münchener, sollte Ihr das jemals lesen, verzeiht mir bitte, aber in meiner Unkenntnis fand ich Euch auf den ersten Blick sehr 'steif'. Ihr kamt mir so sehr organisiert vor und Ihr Beide wart so sehr 'eins', dass Eure Bewegungen, Eure Schritte, Eure Haltung nahezu identisch erschienen. S.W. winkte Euch dann jedoch ungezwungen zu und bekam ein vorsichtiges Winken zurück. Unser gemeinsamer Übernachtungsplatz hatte eine wunderschöne Aussicht.

Wir haben dann auf die Lofoten übergesetzt und nicht damit gerechnet, Euch noch einmal wiederzusehen. Und doch standen wir am Sandsletta Camping unversehens wieder Seite an Seite auf den Plätzen mit der schönsten Aussicht. Das Gespräch über 'der erste, der über unsere Kabel fährt....' möchte ich hier lieber nicht in Einzelheiten wiedergeben. ... Als wir uns dann bei ganz miesem Wetter auf dem Parkplatz in Henningsvaer wieder trafen, haben wir uns bei sehr ungemütlichen Temperaturen das erste Mal lange und gut unterhalten und festgestellt, dass Ihr überhaupt nicht 'stief' (wie der Niederrheiner sagt) seid, sondern locker, interessant und voller Pläne. Ich hatte an diesem Tag so richtig schlechte Laune, der kalte Wind war extrem unangenehm und auch Ihr hattet gesagt, dass Ihr das Wetter hier oben so richtig Leid seid. Nur unser Parkplatztreffen hat diesem Ort doch noch eine gute Erinnerung verliehen. Auf dem Parkplatz am Nussfjord haben wir dann gegenseitig nur unsere Fahrzeuge gesehen, sind uns aber in dem kleinen Ort nicht begegnet, weil wir es uns mit einer Waffel in einem kleinen Restaurant gut gehen ließen. Zu den Promis, die per Hubschrauber in Nussfjord ankamen, fandest Du, lieber Münchner, später deutliche Worte!

Das konnten wir uns erst erzählen, als wir uns an einem Parkplatz in der Nähe von Ramberg wieder trafen, da wir alle den Strand von dort aus fotografieren wollten. Man hatte das Gefühl, dass geht jetzt immer so weiter, obwohl Ihr nicht sicher wart, auf welchem Weg Ihr möglichst schnell runter in südlichere und wärmere Gefilde fahren würdet. So kam es, dass wir uns in Bodo noch einmal trafen, wo wir abends die Fähre auf's Festland nehmen würden und Ihr noch einmal bei uns gehalten habt und erzählt habt, dass Ihr gerne Richtung Alesund fahren wolltet. Wir hatten geahnt, dass dies unsere letzte Begegnung sein würde, aber gehofft, dass es nicht so ist, damit man mal etwas mehr Zeit bei gutem Wetter und einem Bier investieren könnte und dann am besten einmal Adressen austauscht. Leider kamen wir nicht mehr dazu, denn so sind Wohnmobilreisen. Man weiß nie, wann man sich wiedersieht.

Wir haben zu Hause noch davon gesprochen, wir ungewöhnlich es war, sich so oft zu treffen und wie gut wir uns in diesen kurzen Momenten unterhalten haben und dass wir uns über uns selbst geärgert haben, denn wir hätten gerne mehr von Euch gehört und Eure weiteren Reisen verfolgt. Und wer weiß, vielleicht einmal in München ein Bier zusammen getrunken. Noch einmal wird uns das nicht passieren. Aber dieses eine Mal haben lässt sich nicht nachholen.....

Muss man eigentlich bis zum Nordkapp hochfahren?

Wir hatten uns gut überlegt, ob es wirklich das Nordkap werden soll, denn mal ehrlich: Vier Wochen Urlaub sind lang, aber die 3.000 km, um erst einmal an das Ziel zu kommen, auch! Natürlich war klar, wie das so mit dem Wetter sein würde...

Aber zusammen hatten wir einfach noch ein paar Dinge, die Norwegen für uns zu einer runden Sache werden lassen sollte: Einmal im Leben zum Nordkap, die Lofoten etwas intensiver erleben, endlich einmal einen Elch sehen - oder wenigstens Rentiere - und bestenfalls auch einen Moschusochsen; Pottwale wären auch schön. So bestimmten unsere Wünsche die Route, die ganz ohne Fähre möglich war und der Ländersammler unter uns freute sich wieder diebisch: Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen... Um es vorweg zu nehmen: Es hat viel geregnet, Pottwale und Moschusochsen waren wohl übertriebene Wünsche; diese Tour wurde die Tour der schönen Begegnungen.

Natürlich versuchten wir so schnell wie möglich hoch zu kommen, da man aber sowieso mal übernachten muss, kann man das auch strategisch günstig legen und Stockholm mitnehmen. Stockholm, im Süden des Norden gelegen, überrascht uns nicht nur mit schönem Wetter, sondern auch mit einer geradezu summenden Geschäftigkeit, bei gleichzeitig entspannter Gemütlichkeit, mit vielen schönen Plätzen und Gebäuden, viel Wasser und tollen Plätzen zum essen und trinken. Neben Stockholm haben wir auch Göteborg, Helsingborg, Trondheim und Oslo besucht.

Ja, der Weg auf der E4 ist lang, sehr lang und dann gibt es unterwegs so unendlich viele Bäume... dennoch gibt es immer wieder interessantes zu sehen. Es fasziniert mich immer wieder auf's Neue, wie man eine Grenze passieren kann und sofort ist alles anders. Und auf dem Weg nach oben erfüllt sich bereits der erste Wunsch: Es gibt immer wieder Rentiere zu sehen. Wir fanden alles viel schöner, als man immer zu lesen bekommt. Als dann endlich das Länderschild Norge kam, da haben unsere Herzen aber schon einen Freudensprung vollführt! Die letzte Strecke von Alta zum Nordkap war ein so anderes Norwegen, als wir bisher gesehen hatten, rauh, aufs Wesentliche reduziert, unerbittlich und auf seine natürliche Art sehr sehr schön.

Nun, wer mit dem Womo reist, der hat ein reeles Ziel, aber das Besondere an dieser Art zu Reisen ist, dass es an jedem Tag ein Ziel gibt und jeden Tag viele Ziele und die ganze Reise aus lauter Mikrozielen besteht. So kann also eigentlich gar nichts schief gehen, ob man nun das Nordkapp erreicht oder nicht. Noch größer war die Freude, als wir unseren Tag am Nordkap bei wundervollem Wetter mit viel Sonne und einem spektakulären Sonnenuntergang erleben durften. 'Touristennapp, nicht der nördlichste Punkt, nur ne Kugel'? Nein, für uns nicht, wir haben die Magie von 71-10-21- eingesogen und waren froh, dass wir uns trotz aller Unkenrufe und Zweifel für das Nordkap entschieden hatten.

Die Rückfahrt war ebenfalls noch voller Erlebnisse. Mitten in der Nacht haben wir endlich, auf der vierten Norwegenreise Elche aus direkter Nähe gesehen und das war sehr beeindruckend! Wir haben das Dovrefjell erfahren, welches aus der Ferne braun und vegetationslos erscheint. Und dann standen wir mitten in der Natur, umgeben von Bergen, es war bunt und lebendig im Kleinen und imposant im Großen. Wir haben keinen Moschusochsen gesehen, warum auch, sie haben sooo viel Platz, warum sollten sie sich von uns stören lassen.

Auf einer Touristenhütte mit einem Fernrohr, gemütlichem Holzfeuer, einer großen Glasfront, die den Blick ins Tal freigibt, während man windgeschützt auf einer gemütlichen Tribüne sitzt, hatte die Touristenfrau dort die Ochsen im Visier. Sie waren also da und irgendwo im Gestrüpp auf der weiten Ebene waren sie vor uns, aber gesehen haben wir sie nicht. Traurig? Nein! So sehr habe ich mir gewünscht sie zu sehen! Ich hätte mich vermutlich gar nicht beruhigen können und man hätte mich davon abhalten müssen, mal ganz nah ranzugehen, aber es war sooo wunderschön dort oben, dass es einfach nicht mehr zählte. Es gab noch so viel zu sehen, so viele wundervolle Begegnungen, es passt einfach nicht in diesem Bericht. Aber wer es bis hierher geschafft hat und tatsächlich gelesen hat, der weiß wohl, was ich sagen will:

Strapazen? Ja! Regen? Ja! Entspannter Urlaub? Nein! Alles gesehen, was wir wollten? Nein!

Würden wir es wieder machen? Ja!!!!!!

Diese Reise war eine zufriedene Reise, eine Reise mit sehr vielen netten Begegnungen und Gesprächen, eine Reise, bei der die norwegische Gelassenheit auf uns übergegangen ist.

Vorerst sind wir zufrieden und satt und werden im kommenden Jahr mal etwas anderes machen, Irland vielleicht.

Das heißt aber nicht, dass wir nicht noch Rechnungen offen hätten: Die Wale, die Ochsen, Polarlichter, die Vesteralen, die zu kurz gekommen sind... Was soll's - wir haben noch einen Koffer in Nordnorwegen stehen!

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